#FactFriday: ConTech ist nicht PropTech?

Der Begriff ConTech (Construction Technology) wird immer präsenter und doch in vielen Fällen falsch eingeordnet. Unter diesem Begriff werden Start-Ups oder Unternehmen zusammengefasst, welche technische bzw. digitale Lösungen für die Bauindustrie entwickeln und bereitstellen. Durch ConTech Unternehmen können Betriebe im Bauwesen von der Planung, der Ausschreibung, der Bauausführung bis hin zur Abnahme ihre Prozesse optimieren, mehr Einblicke und Daten gewinnen, Kosten einsparen und somit langfristig ihre Umsätze und Gewinne erhöhen.

Der häufigste Irrtum in diesem Bereich ist die Zuordnung zum Bereich des PropTech (Property Technology) und somit zum Bereich der Immobilienbranche. Unternehmen und Start-Ups des Bereichs PropTech befassen sich mit der Digitalisierung der Immobilienbranche, also der Nutzung, dem Verkauf und der Instandhaltung einer Immobilie.

Doch ist die Bauwirtschaft wirklich zugehörig zum Immobiliensektor?

Ganz klar, nein!

Natürlich sind beide Bereich eng miteinander verbunden und arbeiten Hand in Hand, aber sind doch als eigenständige Wirtschaftszweige zu betrachten.

Wir wollen uns dafür einsetzen, dass ConTech ein eigenständig zu betrachtender Sektor wird und auch dementsprechend wahrgenommen wird. Viele unserer Partner sind aus dem Bereich des ConTech, werden jedoch oft mit dem fälschlichen Überbegriff des PropTech versehen.

Doch warum interessiert uns das überhaupt? Hauptsache die Start-Ups bekommen die Aufmerksamkeit?

Ganz einfach, die Baubranche hat ein kleines Imageproblem. Wenn man die Leute fragt, wie sie sich den Bauprozess vorstellen, wird oft von einer Gruppe Menschen, versammelt um einen großen Papierplan, gesprochen. Hinzu kommen natürlich die gängigen Gerätschaften wie Bagger, Krane, Werkzeuge und Gerüste. Kaum jemand verbindet den Prozess des Bauens mit technologischen Dingen, wie beispielsweise 3D-Modellierung, 3D-Druck oder Drohnenflüge zur Erstellung eines Aufmasses.

Das passiert doch sicher auch in anderen Branchen.

Nicht ganz. Natürlich wird auch immer an nostalgische Dinge gedacht und nicht immer die aktuellste Entwicklung einer Branche bedacht. Nehmen wir als Beispiel doch einmal die Fahrzeugherstellung. Was kommt Ihnen als erstes in den Sinn? Wahrscheinlich kam bei einigen von Ihnen das Bild eines Fließbandes oder einer Fertigungsstraße mit Roboterarmen, welche Teile des Autos anbringen, in den Kopf. Eventuell waren auch Dinge wie das autonome Fahren oder Elektroautos im Lostopf. Diese Dinge sind Entwicklungen der letzten Jahrzehnte und teilweise noch nicht einmal ausgereift.

Doch woran liegt das? Natürlich ist die Automobilindustrie eine tragende Säule der deutschen Wirtschaft, ein absoluter Exportschlager und auch medial immer sehr im Fokus. Doch anhand des Umsatzes ist die Industrie, mit Unternehmen wie Hochtief und Heidelberg Cement, die führende Branche in Deutschland.

Was kann man also gegen diese Imageproblematik tun?

Zum einen auf der medialen Seite mehr in die Generierung von Aufmerksamkeit investieren, denn auch in der Bauwirtschaft hat sich in den letzten 10 Jahren sehr viel getan. Gerade durch die Corona-Pandemie wurde dieser Fortschritt noch einmal verstärkt und als eine der wenigen Branchen, konnte die Baubranche Ihre Arbeit nahezu ohne Einschnitte weiter ausführen. Es wurden Lösungen gefunden, neue Konzepte entwickelt und umgerüstet. Dabei sollte gerade die technologische Weiterentwicklung der Branche medial positiver hervorgehoben werden und somit auch Contech-Start-Ups einem breiteren Publikum vorgestellt werden.

Eine falsche Zuordnung zum PropTech Bereich wäre dabei natürlich suboptimal…

Glücklicherweise steht mit dem Bundesverband Digitales Bauwesen nun auch ein Interessenvertreter zur Verfügung, der es sich zum Ziel gemacht hat, Begriffsverwirrungen aufzulösen und den ConTech Start-Ups die Aufmerksamkeit zu verschaffen, die sie definitiv verdienen.

Auf der anderen Seite sollte auch von politischer Seite öfter der Dialog mit der Bauindustrie gesucht werden, damit Gesetzgebung und Regelungen auch in einer Form umgesetzt werden können, die allen Seiten einen Vorteil verschafft, also Politik,Industrie und Kunden. Win-Win-Win macht sich auch öffentlichkeitswirksam etwas besser, als ein Modell mit einem Verlierer der neuen Regelungen.

Außerdem sollte die Erfolge des Bausektors deutlich präsenter sein und deren Bedeutung noch klarer formuliert werden. Die Konzentration auf negative Schlagzeilen hat nun wirklich keinen Gewinner…

Der Elchtest der A-Klasse wurde auch deutlich kürzer medial belächelt als das ewig brennende Licht im leeren Flughafen BER.

Just sayin…

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Fomo in der Bauwirtschaft? Kein Tippfehler sondern Tatsache!

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